Geschichte des Hockeys
Hockey ist die älteste Ballsportart, die heute noch olympisch betrieben wird. Bereits 3000 Jahre v.Chr. wurden in China, Persien und Indien Kampfspiele mit Schlägern und Bällen gepflegt. Die ersten geschichtlichen Überlieferungen der Vorläufer unseres heutigen Hockeys stammen aus dem Persischen Weltreich um 500 v.Chr.
In Frankreich spielt man im 12. Jahrhundert "Crosse" oder "Hoquet", ein Wort, das "Schäferstock" bedeutet. Es wird vermutet, dass daraus das englische Wort "Hockey" abgeleitet wurde. Das Ziel des Spiels bestand darin, den Ball in ein abgestecktes Feld der gegnerischen Mannschaft zu schießen. Damit war der Regelkatalog auch schon erschöpft, denn dies waren die einzigen Regeln. Mann durfte den Ball mit dem ganzen Körper abspielen, fangen und sogar einige Meter tragen.
Was im Mittelalter rau begann wird im ausgehenden 19. Jahrhundert in England zum modernen Hockey umgewandelt und verfeinert. 1861 wurde im Südosten Englands mit "Blackheath" der erste Hockeyclub überhaupt gegründet. Gespielt wurde auf einem grob abgegrenzten offenen Gelände mit grob geschnitzten Schlägern und einem "Ball", der in Wirklichkeit ein solider Würfel aus Hartgummi war. Da Hockey nicht als Kampfsportart galt, setzte man bei Mangel an männlichen Spielern zunehmend Frauen als "Lückenbüßer" ein.
Im Jahre 1875 wurden die Regeln weiter standardisiert. Von da an durften die Hände nicht mehr zum Spielen des jetzt kugelförmigen Balls benutzt werden und der Schläger nicht mehr über Schulterhöhe angehoben werden. Regeln, die auch im heutigen Hockeysport so noch Anwendung finden. 1883 wird die Mannschaftsstärke auf 11 Spieler pro Mannschaft festgesetzt. 1886 folgt die Einführung des Schusskreises.
Die britische Armee verbreitet schließlich das moderne Hockey nach Indien, Pakistan und Australien, die sich allesamt zu führenden Hockeynationen entwickeln. 1908 feiert die Sportart Hockey bei den Olympischen Spielen in London als Demonstrationssportart Premiere. Deutschland belegt hinter England, Irland, Schottland und Wales den fünften Rang. 1924 wird während der Olympiade in Paris der Welthockeyverband FIH gegründet. Seit 1924 ist Hockey dann auch fester Programmteil bei der Olympiade. Indien ist mittlerweile zur führenden Nation gereift und gewinnt bei sechs Olympiaden hintereinander Gold. Erst 1960 gelingt es Pakistan diese Serie zu durchbrechen. 1980 feiert das Damenhockey Premiere bei den Boykottspielen von Moskau. 1972 gelingt Deutschland mit der Goldmedalie in München der erste große Erfolg auf internationaler Bühne. In der Folgezeit konnte man acht mal die Champions Trophy, dem jählichen Turnier der 6 bestplazierten Nationen, gewinnen.
Doch was ist während der ganzen Zeit aus den mittelalterlichen groben Holzschlägern geworden?
Bis Ende der 50er Jahre gab es noch deutsche Produzenten, die Hockeyschläger "Made in Germany" herstellten. In den Schaft der aus Indien importierten Hölzer aus Hickory und Maulbeerbaum wurden bis zu drei Gummieinlagen hineingearbeitet, um die Elastizität der Schläger zu erhöhen. Denn je elastischer der Schläger war, desto härter konnte man schlagen. Und dies war nun einmal das Hauptkriterium auf Naturrasen. Elemente wie Umspielen, lange Ballführung oder Dribbling waren noch von untergeordneter Bedeutung. Der ursprüngliche Charakter eines Treibballspiels war noch deutlich zu sehen.
Bis Mitte der 50er Jahre war das Führen des Balls auf der rechten Körperseite vorherrschend. Dies änderte sich erst nach einer Reise der deutschen Nationalmannschaft nach Pakistan. Man lernte die Vorteile einer frontalen Ballführung zu schätzen. Das Dribbling und die Übernahme der kurzen asiatischen Keule war die Folge.
1960 übernahmen die Inder und Pakistani den Weltmarkt der Schlägerproduktion. Bisher wurde nur das Rohmaterial exportiert, nun das Endprodukt selbst.
Aus den Niederlanden stammt dann wohl die Idee, so genannte "laminierte" Keulen herzustellen, d.h. die Keule wird zersägt und wieder verleimt. Erst durch dieses Verfahren erreichte man die heute übliche extreme Krümmung der Keule. Der Vorteil liegt auf der Hand. Das stark aufkommende Rückhandspiel fällt damit wesentlich leichter, weil die Spielfläche der Keule auf der Rückhandseite dadurch extrem vergrößert wird.
Aber auch das Material änderte sich. Die Schläger enthalten keine Gummieinlagen mehr, um elastisch zu sein, im Gegenteil, sie werden immer härter verstärkt. Glasfiberfasern, Kevlar und schließlich Carbon sind die Materialien, die Anwendung finden. Mittlerweile gibt es auch wieder einen deutschen Hersteller für Hockeyschläger. Thomas Kille gründet in den 80er Jahren die Firma TK.
Ende der 70er Jahren findet die größte Umwälzung statt. Der Naturrasen wird vom Kunstrasen abgelöst. 1976 wird in Utrecht der erste Kunstrasen Hollands eingeweiht. Fast gleichzeitig im Limburg die erste Spielfläche in Deutschland. Mit dem neuen Untergrund ändert sich auch die Spielweise im Hockey. Es kommt nicht mehr so sehr auf die Härte des Schlags an. Es fliesen mehr technische Bestandteile wie Dribbling in das Spiel ein. Spätestens mit der "argentinischen Rückhand", bei der der Ball mit der Kante des Schlägerschaftes geschlagen wird, steigen die Anforderungen an den Schläger. Im November 1999 ändert die FIH schließlich ihr Regelwerk, so dass ab diesem Zeitpunkt auch international Vollkunststoffschläger zum Spielbetrieb zugelassen sind.